Sonntag, 06.03.2022

Hilfstransport für Kinder

Als vor zwei Jahren der Wohnpark Rohlfshagen von der Pandemie heimgesucht wurde und viele Menschen erkrankten und starben, waren wir in Not. Es fehlte an Schutzausrüstung, an Personal und an Tests und Impfungen war nicht zu denken. Aber wir haben den Mut nicht verloren und jede Unterstützung, jedes liebe Wort, jedes gemalte Kinderbild und jeder gebackene Kuchen haben uns neue Kraft gegeben.

Heute ist die Situation eine andere und in Europa ist nach vielen Jahren des Friedens wieder Krieg ausgebrochen. Viele Männer kämpfen an der Front und viele Frauen und Kinder sind auf der Flucht. Sie sind auf Unterstützung angewiesen und im Gegensatz zu damals können jetzt wir anderen behilflich sein. Ein Mitarbeiter sprach mich an, ob wir auch sammeln wollen und kurze Zeit später machten Aushänge in unseren Einrichtungen darauf aufmerksam. Noch am gleichen Tag trafen die ersten Spenden ein. Mitarbeiter/-innen und deren Familien, Handwerker, Angehörige, Freunde und selbst unsere Bewohner/-innen brachten Tag um Tag Decken, Hygieneartikel, Kleidung, Lebensmittel, Kinderspielzeug und vieles mehr. Taschen wurden gepackt und Pakete geschnürt bis alles zu einem riesigen Spendenberg angewachsen ist. Soweit so gut, aber was damit genau anfangen? Da ich jedem Spender versprochen hatte, dass alles am richtigen Ziel ankommt, gab es dafür nur eine Antwort: Die Sachen mussten dahin gebracht werden, wo sie gebraucht werden.

„Einem Menschen zu helfen, mag nicht die ganze Welt verändern, aber es kann die Welt für diesen einen Menschen verändern.“

Unser Heimbus wurde beladen und ich fuhr nach Polen. Ursprünglich wollte ich direkt bis an die Grenze, aber ein Kontakt vor Ort berichtete von Truppenbewegungen und ein Hubschrauber sei abgestürzt. Zudem verstopfen die Autos privater Helfer die Straßen im Grenzgebiet, so dass die Flüchtlinge und Hilfsorganisationen nur schwer durchkommen. Er selbst sei mit seinem Team und mehreren Linienbussen erstmal abgezogen. Zu dieser Zeit war ich bereits einige hundert Kilometer unterwegs und brauchte einen anderen Ort, um die Spenden sinnvoll abzugeben. Über die sozialen Medien erfuhr ich von einem Kinderheim in der Nähe der polnischen Stadt Breslau. Hier sind normalerweise 70 polnische Kinder und Jugendliche untergebracht, aber seit einigen Tagen kommen immer mehr Waisenkinder aus der Ukraine. Als ich eintraf, war ich überraschender Weise nicht der einzige Helfer. Die Welt ist manchmal ein Dorf, denn vier weitere Schleswig-Holsteiner hatten sich mit mehreren Fahrzeugen auf den Weg gemacht. Wie luden gemeinsam aus und was für das Kinderheim zu viel war, wurde in der örtlichen Turnhalle für den Weitertransport sortiert.

Hier in Deutschland geht es uns gut. Wir sind weder in Not, noch ist unser Leben direkt bedroht. Dennoch sind wir hin und wieder von einem Kollegen oder Nachbarn genervt, regen uns im Straßenverkehr auf oder ärgern uns, weil es an der Supermarktkasse nicht schnell genug geht. In dem Kinderheim, das ich besucht habe, werden neben polnischen und ukrainischen Kindern auch russische Mädchen und Jungen liebevoll betreut. Alle haben keine Eltern und was morgen sein wird, weiß niemand. Dennoch spielen sie miteinander, lachen gemeinsam und so mancher Erwachsene kann sich nicht nur zum Thema Völkerverständigung eine dicke Scheibe abschneiden.

Im Namen der Kinder sage ich HERZLICHEN DANK für die vielen helfenden Hände, für jede Spende und jedes freundliche Wort!

Daniel Schöneberg
Geschäftsführender Gesellschafter

PS: Die Spenden, die nicht in unseren Bus passten, sind inzwischen wohlbehalten und direkt in der Ukraine gelandet. Der Mitarbeiter eines Ahrensburger Unternehmens hat sich unter Tränen bei uns bedankt und sie persönlich in seine alte Heimat gefahren.

Falls Sie helfen wollen und Spenden sammeln, geben Sie diese bitte an eine der vielen Hilfsorganisationen weiter - die sind gut organsisiert udn wissen, was wo benötigt wird.

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